Drabbles - Fasse Dich kurz!

Einen Drabble zu schreiben, ist der ideale Einstieg ins kreative Schreiben. Ein Drabble besteht aus exakt 100 Wörtern, den Titel nicht mitgezählt. Man schnappt sich ein Thema, eine kleine Geschichte, vielleicht einen kleinen Ausschnitt einer größeren Geschichte. Man sorgt dafür, dass es einen Anfang und einen Schluss gibt. Man könnte es auch Pointe nennen. Je nachdem was man schreibt.

Einen abgeschlossenen Roman in 100 Wörtern ist schon eine kleine Herausforderung. Man kann aber auch mit ganz einfachen Dingen anfangen. Hier habe ich zwei simple Drabbles zur Anregung geschrieben. Viel Spaß.

 

Mailänder Risotto

Zunächst wird das Knochenmark und die Schalotte in Butter gedünstet. Nun kommt der Risotto hinzu. Der Risotto wird in der Butter geröstet, bis er glasig ist (weiß). Dann gießt man die Rinderbrühe in den Topf. Manch einer glaubt, der Risotto explodiert gleich. Aber das ist normal. Wenn das Wasser auf die kochende Butter trifft, kommt eine Säule aus Wasserdampf aus dem Topf. Nun kann man auf mittlerer Temperatur in 15 Minuten den Risotto garen. Man gießt immer wieder Brühe nach. Nach 5 Minuten gibt man eine Messerspitze Safran dazu und nach 10 Minuten den Parmesan. Zum Schluss noch etwas Butter. (100 Wörter)

 

Corona

Olli S. betrat am späten Vormittag die Bäckerei und als er dran war, fragte die Verkäuferin: „Guten Tag, Sie wünschen?“ Olli S. hatte noch nichts gefrühstückt und sein Magen knurrte ihn schon verärgert an. Dann meinte er: „Iff möffte fei Keiwa, eing Kroafong un frei Afpeltaffen, bitteföhn.“ Die Verkäuferin sah Olli S. fragend und auch ein wenig mitleidig an: „Bitte, was möchten Sie?“ Olli S. dachte: „Oh, bitte nicht das schon wieder.“ Er holte tief Luft und versuchte es noch einmal: „Alwo, iff möffte fei Keiwa, eing Kroafong un frei Afpeltaffen, bitteföhn ... Ach fo ein Mifft aber auch! Feif FFP-Maffke.“ (100 Wörter)

 

Der Blindtext

Ach, ich wollt‘ schon immer mal einen Blindtext schreiben. So ein Blindtext soll ja recht praktisch sein. Also, hab ich mir sagen lassen. Man könnte ihn zum Beispiel für ein Dings, wie heißt das noch mal? So ein Stück Text. Also, wo man nicht so weiß, was man scheiben soll. Einen Entwurf, jetzt hab‘ ich’s. Einen Blindtext, der nur so da steht und nichts bedeutet. Das ist aber gar nicht so einfach, einen Text zu schreiben, der wirklich nichts bedeutet. Es sei denn, man schreibt ausschließlich unzusammenhängenden Blödsinn. Oh nein, das ist auch schwer. Es sei denn, es ist Geschwurbel.

 

Die Ansprache

Also ehrlich, ich finde, es ist an der Zeit, dass dies einmal deutlich zur Sprache kommt. Eigentlich ist es schon viel zu spät, aber besser zu spät als nie, oder? Jedenfalls danke ich Ihnen, dass Sie mir die Chance geben, all das hier öffentlich darzulegen. Also stellen Sie sich mal vor, das ginge nicht. Die Auswirkungen wären ja unerhört. Also ehrlich, kaum auszumalen, was man da versäumen würde. Aber so weit lassen wir es nicht kommen. Jetzt ist der Moment gekommen. Die Zeit ist reif. Und so ergreife ich das Wort und sage es aus voller Überzeugung: „Alles wird gut!“